Viele Menschen, die Ihre Wohnsituation verbessern wollen, können dies in der Großstadt kaum umsetzen. Ein ruhigeres Umfeld, bezahlbarer Wohnraum im Bergischen Land und eine ausgeprägte Nähe zur Natur sind häufige Gründe. Der zunehmende Trend, sich eine weitgehende Selbstversorgung durch Anbau von eigenem Gemüse und/oder Tierhaltung aufzubauen, erfordert viel Gartenfläche, um individuellen Eigenanbau zu betreiben. Der Wunsch nach Familienzuwachs mit einem sicheren Umfeld für Kinder führt dazu, sich Alternativen zur Großstadt zu suchen.
Um einen besseren Eindruck der persönlichen Beweggründe zu bekommen, aufs Land zu ziehen, haben wir Herrn Schulze und Herrn Kruse aus Overath-Brombach befragt. Beide haben sich ausführlich über Ihre Motivation geäußert, der Stadt zu entfliehen und ins Bergische Land zu ziehen.
Andy Schulze hatte 20 Jahre in Köln gelebt und ist letztes Jahr vor dem ersten Lockdown nach Brombach gezogen. Sein Traum, in der zweiten Lebenshälfte ins ruhige und grüne Eigenheim zu ziehen und den Freunden näher zu sein, war ihm wichtiger als der Großstadttrubel in Köln. Vorteile sieht er unter anderem in dem bezahlbaren Wohnraum im Bergischen Land, dem entspannten Leben, der Nähe zur Natur und der inneren Ruhe. Doch gibt es hier nicht nur Vorteile. Begrenztere Freizeitmöglichkeiten und weitere Entfernungen für alltägliche Geschäfte machen ein Auto erforderlich und bedeuten eine große Umstellung. Mit seiner Entscheidung, aufs Land zu ziehen, ist er sehr zufrieden, er bereut dies in keiner Weise. Allerdings empfiehlt er allen, dass sie sich bewusst sein sollten, ein Leben auf dem Land nicht mit einem Leben in der Stadt vergleichen zu können.
Daniel Kruse ist gebürtiger Kölner und hatte in einer Wohngemeinschaft in Köln-Höhenhaus gelebt. Ihm wurde die Wohnsituation mit drei Personen in einer 4-Zimmer-Wohnung zu belastend. Das Mehrparteienhaus mit großer Lärmbelästigung durch andere Mieter und das schwierige soziale Umfeld mit ihren diversen Ausprägungen haben Ihn veranlasst, sich außerhalb von Köln ein neues Leben aufzubauen. Nach langer Suche fand er 2012 eine Wohnung in Brombach. In naher Zukunft wird er Eigentum erwerben. Er genießt das ruhigere Umfeld, den größeren Wohnraum im Bergischen Land und vor allem die günstigere Miete. Mittlerweile hat er sich mit einem Handwerksunternehmen selbständig gemacht. Auch wenn für ihn der Weg zum nächsten Supermarkt umständlicher und die Anbindung an die Stadt aufwändiger ist, sieht er seinen Umzug aufs Land positiv. Seine Entscheidung aufs Land zu ziehen würde er jederzeit wiederholen.
Wir haben festgestellt, dass sich die schlechte Wohnraumsituation in der Stadt seit einiger Zeit auch auf das Land niederschlägt. Insofern zeigt sich, dass das Vorhaben, Perspektiven auf dem Land zu finden, erheblich schwerer geworden ist. Die Nachfrage im Bereich der Immobilien ist höher als das Angebot; das macht es insbesondere auch für junge Familien zunehmend schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden, sowohl für den Mietsektor als auch für den Erwerb von Eigentum. Die Preise sind derzeit auf einem Rekordhoch, ebenso die Einnahmen bei einem Verkauf oder der Vermietung. Dies macht den Handel mit Immobilien auch für Privatpersonen zurzeit äußerst lukrativ. Für eine Entspannung auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt kann nur der Gesetzgeber mit angepasster Rechtsprechung sorgen, die weitere Entwicklung dürfen wir mit Spannung verfolgen.
Daniel Koßmann, Siyar Aslan